„Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ im Theater Heilbronn am 31.03.2018

 

„Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ basiert auf dem Film „Dirty Rotten Scoundrels“. Eine recht einfach gestrickte Handlung über zwei Schurken, welche in zu Rivalen werden. Der Eine, Lawrence Jameson (gespielt von Stefan Eichberg), nennt Südfrankreich schon länger sein Jagdrevier. Der Andere, Freddy Benson (gespielt von Oliver Firit), hingegen kommt frisch aus den USA angereist. Um nun festzumachen, wer der bessere Schurke ist, schließen die Beiden einen Packt: Wer die vermeidlich wohlhabende Frau Christine Colgate (gespielt von Lucy Scherer) für sich gewinnen kann und somit ihr Geld ergaunert, darf in der Stadt bleiben und der Andere muss gehen.

 

Das Bühnenbild von Ulv Jakobsen erscheint auf dem ersten Blick sehr schlicht. Doch wie so oft täuscht der erste Eindruck auch hier. Denn schon während des ersten Liedes verändert sich das Bild mit Zeichen von Lawrence Jameson. Im Weiteren verlauf des Stückes finden immer wieder Wechsel statt. Stark in Erinnerung bleibt hier das prunkvolle, leicht kitschige, goldene Haus von Lawrence Jameson und das im Vergleich eher schlichte und gemütliche Schlafzimmer der Christine Colgate. Das Besondere Highlight ist, dass mit einer Hebebühne gearbeitet wurde. So kam unerwartet ein Zugabteil im unteren Teil langsam zum Vorschein. Auf der Bühne konnte im Schutz des Deckers umgebaut werden und die Story ging auf der Unterbühne weiter. Ulv Jakobsen kreierte auch diesmal ein rund um gelungenes und passendes Bühnen- und Kostümbild. Jedoch musste ich bei dem Kostüm von Lawrence Jameson während er vorgibt ein Arzt zu sein leicht schmunzeln, da es sehr an ein Kostüm aus dem Musical „Das Molekül“ (Bielefeld) erinnert. Bei der Produktion hatte er ebenfalls das Bühnen- und Kostümbild entworfen.

 

Oliver Firit überzeugt in seiner Rolle des Freddy Benson vor allem durch sein großartiges Schauspiel. Besonders amüsant anzusehen war seine Einlage als Ruprecht, dem angeblichem Bruder von Lawrence Jameson. Ruprecht ist leicht zurückgeblieben, was Oliver Firit sehr überzeugend spielt. Auch stimmlich kann er punkten bei den Duetten, wie zum Beispiel „Schau wie der Mond“ und „Beine sind Glück“ harmoniert er super mit Lucy Scherer. Allerdings wurde bei seinem Lied „Sex und Geld“ eine geniale Bühnenshow um ihn und mit ihm kreiert, welche ab und an von kleinen stimmlichen Mankos ablenkt.

 

Stefan Eichberg verkörpert den eleganten Lawrence Jameson und glänzt ebenso mit herausragendem Schauspiel, sodass ich ihm die Arroganz der Rolle sofort abkaufte. Auch gesanglich konnte er mich überzeugen. Hier möchte ich sein Solo „Heimlich schlich die Liebe zu dir“ besonderes hervorheben, da es sehr gefühlvoll war. Leider hat er oftmals bei seinen Auftritten als Arzt etwas in seinen Bart hinein genuschelt, wodurch ich nicht alles immer verstehen konnte.

 

Lucy Scherer verkörpert die quirlige Christine Colgate. Schon bei dem ersten Song von ihr „Hier bin ich“ verzauberte sie mit ihrer grandiosen Stimme. Während des Songs wurde sie von dem Ensemble durch die Luft gewirbelt, was von ihr mit dem fast schon typischen Quieken untermalt wurde. Die Rolle passt sehr gut zu ihr. Es sind immer mal wieder parallelen zu „Glinda“ aus „Wicked“ erkennbar. Denn auch Christine ist stets fröhlich, leicht verpeilt und wirkt ein wenig naiv. Eine schauspielerische Seite, die viele schon von Lucy Scherer kennen und sie genau deswegen auch mögen. 

 

Auch alle anderen Solisten haben gute stimmliche und schauspielerische Leistungen abgeliefert. Das Ensemble hat mich stimmlich und durch großartige Tanzeinlagen sehr beeindruckt. Die Choreographie von Eric Rentmeister ist sehr gelungen und faszinierte mich.

 

Thomas Winter hat in Heilbronn großartige Arbeit geleistet. Denn das Stück ist in sich komplett stimmig und jede/r auf der Bühne stehende/r blüht in seiner Rolle völlig auf und hat sie für sich entdecken können. Die Musik von David Yazbek und Jeffrey Lane bleibt noch sehr lange als Ohrwurm im Kopf und verbreitet gute Laune.

 

Bei dem Musical „Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ handelt es sich um eine relativ klassisches Musical mit sehr viel Witz und Charme und einer nicht unbedingt vorhersehbaren Wandlung und Botschaft, die ich an dieser Stelle nicht vorweg nehmen möchte. Es lohnt sich sehr diese Stück anzuschauen. Denn alle daran Beteiligten arbeiten mit spürbare und sichtbarer Leidenschaft. Zudem verbreitet das Stück einfach gute Laune und zaubert Jedem/Jeder eine Lächeln ins Gesicht.

 

Stay Wicked

Eure Pia

Copyright aller Fotos liegt bei Thomas Braun