Premiere: Letterland im Theater für Niedersachsen Hildesheim 25.03.

 

Das Musical von Peter Lundt und Thomas Zaufke thematisiert das Leben in dem fiktiven Örtchen Letterland. Auf dem ersten Blick scheint dort alles perfekt zu sein. Doch jedes Dorf hat verborgene Abgründe und schwarze Scharfe. Das schwarze Scharf in Letterland ist eindeutig Erwin Kannes (gespielt von Alexander Prosek). Denn im Gegensatz zu den anderen Bewohnern ist er übergewichtig, ordinär und eine Couchpotato erster Sorte. Zudem schreibt er den Damen Letterlands Briefe mit unmoralischen Angeboten. So ist es nicht verwunderlich, dass wirklich jeder ihn eklig findet. Trotzdem gelingt es ihm die tiefliegende Leidenschaft der drei Damen Melanie Flut, Kim Schnell und Malu Reich zu erwecken und sorgt damit für ein großes Durcheinander.

 

Nachdem man als Zuschauer mit Hilfe einer Videoprojektion nach Letterland „geflogen“ ist, stellte das Bühnenbild von Bettina Köpp die einzelnen Wohnungen der Familien Flut, Reich und Schnell dar. Dadurch wird die Bühne perfekt genutzt. Die Kostüme sind auffällig und lassen kleine Vermutungen über den Charakter der jeweiligen Personen zu.

 

Die Inszenierung von Werner Bauer ist ziemlich gelungen. Kleine Gags wie die schreienden Babys der Eheleute Flut, die sich selber inkl. Bett auf die Bühne und wieder runter rollten oder Erwin Kannes erster Auftritt im zweiten Akt nach seinem Besuch in der chemischen Reinigung, wo er eine riesige Dampfwolke hinter sich her zieht, sorgten für einige Lacher im Publikum. Auch die Szene zu „Ich wollte nur tanzen“ ist sehr gelungen, da Bauer hier Melanie Flut ihr ersten Dates bis zum Kennenlernen ihres Ehemanns für das Publikum sichtbar erneut durchlebt. Bauer und Köpp gaben der Tochter von Malu Reich einen sehr gewöhnlichen Kleidergeschmack. Dadurch sind im Stückverlauf der ein oder andere Witz leider verloren gegangen. 

 

Die Choreographie von Annika Dickel ist rundum gelungen. Die Tänze sind super auf Musik und Darstellern abgestimmt. Dadurch untermalen die Schrittfolgen oftmals, dass so eben gesungene. Zudem unterstützen die jeweiligen Choreographie die aktuelle Stimmung. Ein gutes Beispiel dafür ist die Szene von „Ich weiss was du brachst“, wo durch den Tanz der Zusammenhalt der Frauen gestärkt wird.

 

Alle Darsteller sind gut ausgewählt für die jeweiligen Rollen. Mit Alexander Prosek als Erwin Kannes hat das TfN einen Darsteller gefunden, der das Eklige richtig gut spielen kann. Auch wenn seine Stimme am Anfang bei dem Lied „Bloß nicht bewegen“ etwas angestrengt klang. Jedoch kann dies auch an der mit der Premiere verbundenen Aufregung gelegen haben. Marysol Ximénez-Carrillo spielt und singt eine sehr ausdrucksstarke Melanie Flut und hat mit Jens Krause als Thomas Flut einen super harmonierenden Spielpartner, der vor allem schauspielerisch glänzt. Elisabeth Köster verkörpert Kim Schnell und entzückt schauspielerisch und gesanglich. Franziska Becker und Sandra Pangl bescheren einen der emotionalsten Augenblicke mit „Irgendetwas fehlt“ als Malu und Anna Reich. Tim Müller spielt Karl-Heinz Bürger und lässt die Frauen Herzen mit der „Mondballade“ schmelzen. Das gegensätzliche Paar Sandy Deutschmann und Oliver Konnepke wird von Valentina Inzko Fink und Jürgen Brehm gespielt. Besonderes beeindruckend ist deren gemeinsames Steppen zu „Zweite Wahl“.

 

Insgesamt erwartet die Besucher ein lustiger Musical Abend. Bestimmt erkennt sich der ein oder andere Besucher in einer der fiktiven Bewohnern Letterlands wieder. Denn hat nicht jeder von uns geheime Wünsche?!

 

Stay Wicked 

Eure Pia 

Copyright aller Bilder liegt bei Benjamin Westhoff