Premiere: "Lazarus" im Theater Bielefeld am 18.05.2019

Musical von David Bowie und Enda Walsh

Der folgende Beitrag ist von der lieben Gastautorin Michi, die das Stück bei der Premiere sehen konnte und von mir. Ich habe das Stück am 25.05.2019 sehen dürfen.

Das Stück basiert auf dem Roman „The Man Who Fell to Earth“ von Walter Tevis ins deutsche wurde es von Peter Torberg übersetzt. Das Stück umfasst eine Kooperation von Musiktheater & Schauspiel.

1976 spielte David Bowie als „Thomas Newton“ die Titelrolle im Film „Der Mann, der

vom Himmel fiel“ von Nicolas Roeg. Er spielte damals, den unsterblichen Außerirdischen „Thomas Newton“, der auf die Erde kam, um seine Spezies zu retten. Dafür musste er Wasser für sie finden. Dort erlebte er Höhen und Tiefen und blieb schließlich auf der Erde! Diese Figur blieb an Bowie zeitlebens kleben. So nutzte er dies und griff Jahrzehnte später genau diese Figur wieder auf und formte daraus ein

Bühnenstück.

Die Geschichte beginnt in Thomas Newtons New Yorker Wohnung. Newton kämpft mit dem Fluch der Unsterblichkeit mit Gin gegen die Zukunft und die Geister der Vergangenheit. Dabei taucht auch ein rätselhaftes, unwirkliches Mädchen bei ihm auf, das ihn durch das Stück begleitet. Dann ist dort noch Elly, die sich um ihn kümmert und sich von ihm Unterbewusst beeinflussen lässt, bis sie sich selbst nicht mehr wiedererkennt. Dadurch entfernt sie sich auch immer mehr von ihrem Mann, Zach.

David Bowie stellt sich in diesem Musical selbst als Gesamtkunstwerk zur Schau. Er trifft dabei auf sein junges „ICH“, aber auch auf seine einzelnen Entwicklungsschritte

während seiner Karriere.

Das Gesamtkunstwerk wird von seiner fantastischen Musik und seinen Bühnenkreationen perfekt inszeniert. Dreheffekte auf der Bühne, schlichtes und gleichzeitig wandelbares Bühnenbild, Videoüberlagerungen, Darstellungen eines Kopfes mit beweglichen Inhalten, die über die Leinwand laufen, bunte Choreografien.

Geprägt hat ihn auch die japanische Kultur, diese spielt in seinem Stück eine große Rolle. So gibt es drei Teenager Girls mit japanischem Aussehen und eine weitere Japanerin /Maemi. Zudem ist die Figur Valentine mit japanischem Aussehen gezeichnet.

Beim Musical denken viele zunächst an lockere, leichte Unterhaltung. Dies trifft auf das Musical „Lazarus“ nicht zu. Thomas Newton, ein Mensch, der nach Erlösung ruft und nicht erhört wird. Doch durch spielerisches Geschick gelingt es dem Theater Bielefeld die komplizierte Thematik gut verständlich dem Zuschauer zu vermitteln.

Bielefeld hat einen fantastischen Hauptdarsteller in Nikolaj Alexander Brucker gefunden. Er verkörpert den verzweifelten Thomas Newton mit absoluter Hingabe, sowohl schauspielerisch als auch gesanglich.

Christina Huckle als Elly glänzte besonders durch ihre kraftvolle Stimme und ihr ausdrucksstarkes Spiel.

Die japanische Delegation mit Henriette Nagel, Oliver Baierl, Michaela Duhme, Jeannine Michèle Wacker und Theresa Christahl spielte überzeugend und war gesanglich sehr stabil. Die gemeinsamen Stücke als „Chor“ waren sehr schön.

Das Theater Bielefeld hat einen in der Gesamtheit tollen und harmonischen Cast für dieses STÜCK gefunden. Es würde hier leider etwas den Rahmen sprengen auf jeden einzeln einzugehen.

Man sollte jedoch wissen, dass in diesem Musical besonders der Aspekt des Schauspiels im Vordergrund steht, da vorrangig durch etwas längere Sprechszenen die Handlung deutlich wird. Denn ausdrucksstarkes und klares Spiel bilden die Grundlange, um die Message verständlich in den Dialogen transportieren zu können. So wurden die Rollen teilweise mit Ensemblemitgliedern aus dem Schauspiel besetzt. So kam es, an der ein- oder anderen Stelle zu gesanglichen Verlusten.

Songs wie „Absolut Beginners“, „This is not America“, „Heroes“ und viele mehr sind weltweit bekannt und somit auch im Musical stimmungsvolle Highlights. Auch hier ran ist der unsterbliche Geist von David Bowie zu sehen. Diese Lieder lassen David Bowie in unseren Herzen und Köpfen weiterleben.

Es ist ein sehr interessantes Stück und so ganz anders, als all die anderen Musicals, die ich bisher gesehen habe. Egal, ob man schon immer Fan von David Bowie war oder noch nie etwas von ihm gehört hat, lasst euch von dieser einzigartigen, modernen, ein wenig abstrakten Art des Musicals inspirieren.

Alle Beteiligten:

Musikalische Leitung: William Ward Murta

Inszenierung: Michael Heicks

Bühne: Annette Breuer

Kostüme: Franziska Gebhardt

Video: Sascha Vredenburg

Choreografie: Gianni Cuccaro

Dramaturgie: Jón Philipp von Linden

Newton: Nikolaj Alexander Brucker

Mädchen (Marley): Susanne Schieffer

Valentine: Oliver Baierl

Elly: Christina Huckle

Michael: Cornelius Gebert

Zach: Alexander Stürmer

Ben: Jan Hille

Japanerin / Maemi: Henriette Nagel

Teenage Girl 1: Michaela Duhme

Teenage Girl 2: Jeannine Michèle Wacker

Teenage Girl 3: Theresa Christahl

Mitglieder von E-Motion

Lazarus-Band

Vielen lieben Dank an Michi!

Stay Wicked

Eure Pia

Fotos: Jospeh Ruben