Interview mit Milica Jovanovic und Pia Douwes Teil 2

Wie schon angekündigt, folgt hier der 2. Teil des Interviews mit Milica und Pia über Rituale, Wunschrollen und Tecklenburg. 

Habt ihr ein bestimmtes Ritual vor oder nach jedem Auftritt?

P: Ich gehe meist den Text von meinem ersten Song einmal durch. Damit ich weiß, wo ich bin und ziehe mich kurz zurück bevor ich auf die Bühne gehe. 

 

M: Ja, das tue ich auch und ich mache immer ein paar Yoga Übungen, nichts Kompliziertes, nur das ich bei mir bin und mich zentriere.

 

Gibt es eine Rolle, die ihr gerne spielen würdet?

M: Eleonore oder Christine würde ich gerne noch einmal spielen und auf die Maria in West Side Story hoffe ich noch. 

 

P: Ich habe das Glück, dass ich viele Rollen schon zwei bis dreimal spielen konnte z.B. Elisabeth fünfmal. All diese Rollen, die man unbedingt mal spielen möchte, hatte ich das Glück schon spielen zu dürfen. Ich würde gerne wieder ein neues Stück machen oder „Besuch der alten  Dame“ nochmal. 

 

Gibt es einen bestimmten Moment mit einem Fan, den ihr nie vergessen werdet?

P: Ein Fan aus Thailand hat nach mir einen Buddha benannt und für mich gebetet. Das finde ich eine sehr schöne Geste und tut mir sehr gut, wenn es mir nicht so gut geht. 

 

M: Nina und Karin begleiten mich schon, seitdem ich studiert habe. Sie kommen aus München und haben sich alles angeschaut, wo ich dabei war. Sie sind mittlerweile schon Freunde und kennen auch meine Familie. 

 

P: Toll. Was ich auch schön finde ist, dass viele Fans sich gegenseitig getroffen haben und sich untereinander anfreunden. Ich nenne sie immer „die Mädels“. Die kommen immer all zusammen und schauen sich die Vorstellung an. Das waren verschiedene Grüppchen, die zusammengewachsen sind. Das finde ich sehr schön.

 

M: Ja, das ist wirklich sehr schön, dass sich über das Genre Musical Freundschaften entwickeln. Das ist mir auch schon aufgefallen, dass diejenigen, die sich in Wien zu der "Schikaneder" Zeit immer am Bühneneingang getroffen haben, nun auch gemeinsam hier sind. 

 

Gibt es etwas was ihr in Tecklenburg besonders schätzt?

P (lachend): die Mili                       

 

M (lachend): die Pia  

Es ist hier einfach so freundschaftlich und familiär. Zum Beispiel der Intendant läuft hier gerade hin und her und richtet die Requisiten mit ein. Es ist schon besonders, wie hier alle mitarbeiten und mit vollster Leidenschaft dabei sind. 

 

P: Die Atmosphäre ist unfassbar schön. Hier entsteht Verbindung. Was ich auch schön finde ist, dass man hier so verbunden ist mit der Natur und davon abhängig ist. Man muss flexibel sein hier und man muss viel mehr miteinander arbeiten als an einem Theater, wo alles vorhanden ist.

(c)Havergo

Wie viel selbst steckt von dir selbst in der „ICH“?

M: Ich bin auch so tollpatschig. Ich kann auch mal so schüchtern oder stark sein wie sie. Aber an sich identifiziere ich mich nicht so sehr mit dieser Frau. Es gibt andere Rollen, da war das stärker, z.B. bei meiner Eleonore. Da gab es Sätze, bei denen ich dachte, das könnte von mir sein. 

 

Wie viel steckt von dir in der „Mrs. Danvers“?

P: Ihr Organisationstalent und dass alles richtig läuft, dass steckt auch in mir. Nicht ihren Hang nach Dingen, die nicht mehr existieren. Ich bin sehr realistisch zwar melancholisch, aber das ist was anderes. Sie hängt wirklich sehr an der Rebecca dran und will nicht das die Welt sich verändert. Ich bin sehr offen für Veränderungen, weil das hält lebendig. Wir können nur nach vorne. Zwar könne wir mitnehmen, was wir kennen, aber man muss flexibel sein und das ist Mrs. Danvers nicht. Ich glaube nicht dass sie böse ist. Ich glaube einfach, dass sie psychologisch einen sehr komplizierten Charakter hat und deshalb die Sachen macht, die sie macht. Aber eigentlich geht ihr Handeln schon von ihrem Herz aus für Rebecca und deshalb geht alles gegen ICH, aber das heißt nicht, dass sie böse ist. Aber es äußert sich so, da sie diesen Drang nach der Vergangenheit hat und es darf sich nichts ändern und das habe ich absolut nicht. Die böse Auswirkung ist halt das sie in ihren Wahnsinn Ich fast zum Springen bringt und Manderley in Flammen aufgehen lässt!

 

Was war der prägenste Moment in eurer Karriere?

P: Elisabeth.. dazu brauch ich denke ich nicht weiter was sagen.

 

M: Ich glaube, für mich die Christine in "Love never dies". 

 

Welche Botschaft möchtet ihr euren Fans mit auf dem Weg geben?

M: Erstmal möchte ich mich für die Treue bedanken und die vielen lieben Worte, Geschenke und Komplimente von Euch. Danke, dass Ihr so ein tolles Publikum seid. Weiter wünsche ich mir von allen Menschen, toleranter zu werden, liebevoller mit den Mitmenschen und der Umwelt umzugehen. Wenn wir alle aufmerksamer und respektvoller werden, liebevoller, wärmer, wird die Welt besser werden. Daran glaube ich.

 

P: Wir sind alle auf einem Weg und niemals an der Endstation und manchmal denkt man sich, dass, wenn man was erreicht hat oder eine Vorstellung steht, man irgendwo 'angekommen' ist. Das man gut aufgehoben ist oder sich nicht mehr kümmern muss. Aber das Leben wächst und tut, alles ist jederzeit am Wachsen. Es entsteht immer was Neues und dafür sollte man offen sein. Das was mich auf meinen Weg begegnet, darauf habe ich keinen Einfluss doch ich habe die Möglichkeit zu wählen wie ich damit umgehe.

Aber ich wünsche den Fans, dass sie untereinander Freunde finden fürs Leben. Dadurch dass sie sich treffen bei Vorstellungen, sich finden und eine gemeinsame Liebe haben und dass sie damit weitergehen. Und ihre eigene Leidenschaft finden und das nicht aus dem Auge verlieren. 

 

M: Ja, wenn mehr Menschen ihre Leidenschaft ausleben würden, dann hätten wir sicherlich viel mehr glücklichere Menschen auf der Welt. 

Vielen Dank für die Zeit, die ihr euch dafür genommen habt und die schönen Antworten. 

Stay Wicked

Eure Pia