Interview mit Michaela Duhme

Michaela Duhme war schon u.a. in einigen Musicals im Theater Bielefeld zu erleben wie "Company", "Hochzeit mit Hindernissen" oder "Sunset Boulevard". Auch in dieser Spielzeit ist dort in den Musicals zu sehen. Gestern erst kam "Frühlings erwachen" in Bielefeld zur Premiere, wo sie die Rolle der Wendla Bergmann verkörpert. 

In diesem Interview erfahrt ihr vieles u.a. zu ihren aktuellen Rollen, Traumrollen und prägenden Momenten. 

Viel Spaß beim Lesen!

(c) Michaela Duhme
(c) Michaela Duhme

MF: Wie würdest du dich in drei Worten beschreiben?

MD: lustig, liebevoll und offen
 
MF: Hast du ein Lieblingstier?

MD: Ich habe einen Hund. Den mag ich natürlich von allen Tieren am liebsten, aber eigentlich mag ich alle Tiere sehr. Selbst eine Spinne töte ich nicht. Allerdings mag ich Quallen nicht so gerne.

 
MF: Wenn du für ein Tag jemand anderes sein könntest, wer wäre das?

MD: Angela Merkel, weil ich so an einem Tag allen wichtigen Leuten unverblümt meine Meinung sagen könnte. Ich würde wahrscheinlich mit einem Jet nach Amerika fliegen und mich dort auch mal mit Donald Trump treffen. Da ich am nächsten Tag nicht mehr sie wäre, hätte ich ja nichts zu verlieren und sie müsste alle Konsequenzen tragen. (lach)
 
MF: Gab es für dich ein bestimmtes Ereignis, welches dich in deiner Berufswahl bestärkt hat?

MD: Ja und zwar war es ein Satz von meinem Opa. Ich war nie jemand der schon früh wusste, was er werden möchte. Ich habe zwar getanzt seit dem ich sechs bin und stand so auch immer mal wieder auf der Bühne. Es hat immer viel Spaß gemacht, aber es war nie so, dass ich mir da schon im klaren war, dass ich es mal zu meinem Beruf machen möchte. Das kam erst so mit 16. Da ich mit Kunst eher so das schwarze Scharf in der Familie bin, habe ich zu Beginn mit ein bisschen Gegenwind gerechnet. Jedoch hat mein Opa damals zu mir gesagt: „Wenn du das wirklich willst dann wirst du es auch schaffen. Denn wenn du dafür brennst, wird es auch Früchte tragen“. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt die Entscheidung schon längst getroffen hatte, hielt mir dieser Satz noch mal vor Augen, dass ich gar keine Angst davor haben musste. Obwohl es ein riskanter und spontaner Job ist, weiß ich, dass durch die Energie und Arbeit die ich darein stecke, es funktionieren wird und Früchte tragen wird.

"John & Jen" // (c) Bettina Stöß
"John & Jen" // (c) Bettina Stöß

MF:Hast du ein Lieblingsmusical?

MD: Tatsächlich ist es gerade „John und Jen“. Denn dieses Stück schenkt mir so viel Leidenschaft, wenn ich es spiele. Es passt für mich persönlich einfach alles. Bevor ich im Theater Bielefeld drauf angesprochen worden bin, kannte ich das Stück noch gar nicht. Aber schon beim ersten Hören, war ich Feuer und Flamme. Die Arbeit mit Nick Westbrock war sehr schön, da er ein super Händchen dafür hatte, Benedikt Ivo und mir das Stück mit viel Liebe so nah an uns ran zu bringen. Dabei habe ich mich sehr stark in das Stück verknallt. Jedoch muss ich gestehen, dass es auch viele Musicals gibt, die ich gar nicht kenne. Besonders bei den Kleineren ist es sehr schade, wenn sie in irgendeiner Schublade liegen und nicht gespielt werden.
 
MF: Welche Musik hörst du privat?

MD: Ich höre viele verschiedene Richtungen an Musik. Letztens beim Kochen habe ich in meiner Playlist runter gescrollt und bin bei dem Musical „Little Women“ hängen geblieben. Ansonsten höre ich gerne 60s Soul oder Funk. Mit Techno kann ich allerdings nicht so viel Anfangen. So landet alles wozu man mitsingen und sich bewegen kann auf meiner Playlist.

MF: Wie war es für dich bei „Avenue Q“ mit den Puppen zu arbeiten und diese in den Vordergrund zu stellen?

MD: Es war sehr spannend und auch ein wenig entspannend. Denn es war mal schön in den Hintergrund treten zu dürfen. Du stehst eigentlich daneben und siehst den Charakter und bist irgendwie die „Seele“ des Charakters. Wenn ich will das meine Puppen den Kopf dreht, hat sie genau das Gemacht. Eigentlich sieht man sich selbst ja nie, aber genau das ermöglicht einem das Puppenspiel ein wenig. Ich bin generell sehr dankbar um die Erfahrung bei „Avenue Q“ gerade wegen den Puppen. Denn es hat mir im Spiel für mich selber auch viel gezeigt, da man so gemerkt hat, was allein eine kleine Bewegung mit dem Kopf ausmachen kann. Schließlich konnte man bei den Puppen nicht über die Mimik spielen und musste so die Emotionen über Bewegungen ausdrücken.

"Avenue Q" // (c) Sarah Jonek
"Avenue Q" // (c) Sarah Jonek

MF: Wie ist es für dich als Profi mit so vielen Laien bei „Frühlings erwachen“ zusammen zuspielen?

MD: Es ist ein sehr spannendes Projekt, was ich in der Form noch nie vorher gemacht habe. Ich hatte am Anfang etwas Bedenken, weil es war immer von Jugendlichen die Rede. Da denke ich an 15 Jährige und dadurch drängt sich mir die Frage immer wieder auf, wie ich wohl in einer Gruppe mit so jungen Leuten wirken würde. Von denen die jetzt tatsächlich dabei sind ist die Jüngste 16.

Die Jungs und Mädels sind einfach in einem anderen Lebensabschnitt mit ganz anderen Konflikten, die sie beschäftigen. Beispielsweise die 16 Jährige kam zur Probe und hatte davor noch eine Deutschklausur in der Schule geschrieben. Das erinnert mich oft an die Zeit, wo ich 16 war. Es ist auf eine Art erfrischend in diesen jungen Groove wieder  reinzukommen. Natürlich macht man dann auch Witze und fragt die Jugendlichen, welche Wörter denn derzeit cool sind. Deshalb sag ich jetzt auch immer „nice“, wenn ich etwas gut finde.

Gemeinsam mit den „Laien“ ist es  natürlich eine ganz andere Arbeit, weil es für sie nochmal eine ganz andere Herausforderung ist als für uns Profis. Deshalb fand ich es bei der Einführungsmatinee spannend zu erleben, wie die jungen Menschen mit dem Druck umgehen können, wenn dann auf einmal Publikum da ist und sie abliefern müssen. Diese doch neue Situation haben sie alle gut gemeistert. Es ist schon schön sie zu begleiten in ihrer Entwicklung. Damit meine ich nicht nur die gesangliche oder tänzerische Entwicklung sondern auch die menschliche Entwicklung. Denn im Rahmen des Theaters herrscht eine Toleranz von 150% und dadurch können die jungen Leute viel an Selbstvertrauen gewinnen und da bin ich  dankbar, dass begleiten zu dürfen.
 
MF: Was bedeutet es für dich die „Jen“ zu verkörpern?

MD: Bei der Rolle finde ich die Entwicklung sehr spannend. Am Anfang ist sie 6 Jahre alt, dann wenn John geboren wird und am Ende ist sie in ihren 40gern. Ich darf da ganz viel Spielen, was ich selbst nie erfahren habe. Ich musste zum Glück nicht den frühen Verlust eines Geschwisterkindes erleben, aber ich habe auch keinen kleinen Bruder wie Jen sondern einen ältere Schwester. Die Bandbreite an Emotionen finde ich einfach Wahnsinn. Was ich bei dem Stück auch so interessant finde ist, dass mich die Emotionen immer an einer andere Stelle komplett packen und ich auch in den Proben deswegen manchmal in Tränen ausgebrochen bin. Aber es gibt natürlich auch ganz viele Glücksgefühle in dem Stück. Zum Beispiel wenn Jen ihren Sohn bekommt und alles richtig machen möchte. Das ist auch etwas worin ich mich selbst stark wieder finde. Denn irgendwo möchte ja jeder immer das Beste  erreichen und für sich rausholen.

Durch diese ständige emotionale Achterbahnfahrt in dem Stück, ist jede Vorstellung ein wenig anders. Obwohl die Musik eigentlich eine sehr starke Struktur vorgibt, die es in sich hat. Wir haben schon weit bevor die szenischen Proben anfingen die Lieder musikalisch einstudiert mit eingespielten Playbacks von Bill Murta. Sonst hätten wir in vier Wochen gar keine Chance gehabt es auf die Bühne zu bringen.

Zum einen sind es die vielen emotionalen Facetten die mich an Jen faszinieren, aber auch musikalisch ist es wahnsinnig schön, da ich viele zarte Töne singen darf und auch in den Höhen Stärke zeigen kann mit meiner Stimme.
 
MF: Welche deiner Rollen hat dich am meisten geprägt?

MD: Durch ihr Facettenreichtum hat mich die Jen schon sehr geprägt. Aber auch meine erste große Rolle die Jenny in „Company“ in Bielefeld war sehr prägend. Da war ich im 6. Semester und meine ganzen Kollegen wie Thomas Klotz oder Roberta Valentini waren schon viel weiter.  Ich hatte viel mit Selbstzweifeln zu kämpfen, weil ich nun mal die Jüngste war und auch der No-Name war. Klar ich hatte nichts zu verlieren, aber ich wollte vom Level bei den Anderen anschließen und nicht nur die Studentin sein.  Zum Glück hatte ich mir Roland Hüve einen tollen Regisseur an der Seite, der mir viel geholfen hat. Dadruch wurde mir auch bewusst, dass ich durchaus Solo-Rollen übernehmen kann. Zudem habe ich in der Zeit auch gelernt, wie die Arbeit in einem Theaterbetrieb funktioniert und wie man es schafft, eine Rolle innerhalb von 7 Wochen zu kreieren, dass es beim Publikum die gewünschte Wirkung hat.

"Frühlings erwachen" // (c) Bettina Stöß
"Frühlings erwachen" // (c) Bettina Stöß
"John & Jen" // (c) Bettina Stöß
"John & Jen" // (c) Bettina Stöß

MF: Hast du eine Traumrolle, die du gerne mal spielen möchtest?

MD: Ich würde gerne einmal die Mrs. Lovett aus „Sweeney Todd“ spielen, aber dafür bin ich derzeit einfach noch zu jung. Ich fände es auch mal schön in einem Stepptanz Musical wie „Crazy for you“ oder „Me and my Girl“ mitzuwirken, da ich mit Stepptanz groß geworden bin. Ansonsten würde ich gerne mal die Sally Bowles in „Cabaret“ spielen. Die Figur durchlebt einen tollen Bogen und auch die Story finde ich sehr faszinierend. Die gespielte heile Welt in dem Club und draußen brennen die Häuser nieder.
 
MF: Was ist das peinlichste/lustigeste was dir auf der Bühne passiert ist?

MD: Sehr lustig war die letzte Vorstellung von „Avenue Q“, wo bei der Puppe, meiner Kollegin Stefanie Köhm, der Arm abfiel und wir alle auf der Bühne standen und uns nicht mehr halten konnten vor lachen. Peinlich war es mir bei einer der Vorstellungen von „Company“ in Mannheim, da war in dem Satin Stoff im Inneren von meinem Baumwollrock ein Loch drin. Es gab eine Stelle wo wir in die Hocke gehen mussten und ich bin dann mit meinem High Heel in dem Loch stecken geblieben und kam nicht wieder sofort hoch. Die Kollegen um mich her rum tanzten schon längst weiter. Ich war noch in der Hocke und fummelte am Rock rum, bis er irgendwann gerissen ist und ich auch wieder hochkam. Das war wohl einer der schlimmsten Momente auf der Bühne, aber im nach hinein auch irgendwie lustig.
 
MF: Welche Botschaft möchtest du den Lesern mit auf den Weg geben?

MD: Es gibt einen Spruch, den ich für alles ziemlich gut finde und steht auf der Berliner Mauer „Vergesst mir die Liebe nicht“ Denn mit Liebe funktioniert alles und gibt dem Leben einen Sinn. Deswegen stelle ich mein privat Leben auch immer vor den Job. Aber auch wenn man eine Leidenschaft hat, sei es kochen, zu inszenieren oder auf der Bühne zu stehen, dann soll man dies auch in seinem Leben machen und nicht versuchen sich in irgendein Muster pressen zu lassen.

Vielen Dank für das schöne Interview.