Premiere: "Don Camillo und Peppone" bei den Freilichtspielen Tecklenburg

Am 21.06.2019 feierte das Musical „Don Camillo und Peppone“ in der Regie von Andreas Gergen mit den Choreografien von Till Nau Premiere und somit auch deutsche Uraufführung. Zu diesem Anlass durfte die Freilichtbühne Tecklenburg Micheal Kunze und Dario Farina als Gäste begrüßen.

Das Musical spielt in dem italienischen Dorf Boscaccio im Jahr 1947. Im Vordergrund stehen die beiden Streithähne Don Camillo, der Pfarrer, und Peppone, der neue kommunistische Bürgermeister. Immer wieder bringen die Beiden sich gegenseitig zur Weißglut bis sie merken, dass sie gemeinsam viel mehr erreichen als wenn sie ständig gegeneinander arbeiten. Zudem gibt es viele kleinere Geschichten wie die Liebesgeschichte zwischen Gina und Mariolino sowie zwischen Laura und Nonno.

Andreas Gergen ist in Tecklenburg schon lange kein unbekannter Regisseur mehr. Zuletzt heimste er der Bühne mit seiner Inszenierung von „Rebecca“ einen großen Erfolg ein. Bei Zuschauer*innen, die das Stück vor zwei Jahren gesehen haben, werden nun bei „Don Camillo & Peppone“ Erinnerungen geweckt werden insbesondere in einer speziellen Szene.

Die Choreografien von Till Nau sind vor allem im ersten Akt groß angesetzt. Es gibt beinah keinen Song, wo nicht das gesamte Ensemble auf der Bühne steht und tanzend visualisiert, worüber gesungen wird. Eine besonders kraftvolle und ausdrucksstarke Choreografie kreierte er zu „Regen, Regen“ am Beginn des 2. Akts.

Die Hauptrollen wurden wieder einmal mit der Creme de la Creme des Musicals besetzt.

Barbara Tartaglia verkörpert die Rolle der „alten“ Gina. Nun ist Barbara noch sehr weit von dem Alter der „alten“ Gina entfernt. Doch Schminke, Kostüm und vor allem ihr fantastisches Spiel machen es möglich, dass manch einer im Publikum glaubt dort stände tatsächlich eine alte Dame auf der Bühne.

Die Rolle des Don Camillo übernimmt Thomas Borchert. Er begeistert mit eindrucksvollem Spiel und seiner kraftvollen und dennoch sehr berührenden Stimme, so ist es ein Genuss ihn den Song „36 Häuser“ singen zu hören. „Bei Nacht sind alle Katzen grau“ ist eine Szene mit ihm, welche sehr amüsant anzuschauen ist. Thomas Borchert gelingt es den oftmals eher trockenen Humor des Musicals ins Publikum zu tragen.

Der Bürgermeister, Peppone, wird von Patrick Stanke gespielt. Auch er überzeugt wieder einmal mit seinem spielerischen sowie gesanglichem Können. Sein Solo „Heimat“ gehört für mich zu den schönsten Szenen des Musicals. Ein musikalisches Highlight ist für mich das Duett „Wir“ zwischen Thomas Borchert und Patrick Stanke.

Milica Jovanovic als „junge“ Gina und Dominik Hees als Mariolino harmonieren auch auf der Bühne als Paar grandios. Ihr Duett „Du und ich auf einer Insel“ wird von Beiden sehr emotional gestaltet. So fiebert man sehr schnell mit Gina und Mariolino mit, dass sie einen Weg finden zusammen sein zu können.

Der Großvater von Gina, Nonno, wird von Sebastian Brandmeir verkörpert. Nonno tut es seiner Enkelin gleich und verliebt sich in eine Kommunistin, Laura. Diese Liebe scheint ihn am Leben zu halten. Sebastian Brandmeir spielt die Rolle des Nonno mit viel Komik und heimst einige Lacher des Publikums ein. Wie auch Barbara Tartaglia ist auch er noch weit von dem Alter des Nonno entfernt. Auch ihm gelingt es die Zuschauer sein tatsächliches Alter vergessen zu lassen. Jeder der die Figur des Professor Abronsius aus „Tanz der Vampire“ liebt, wird auch bei Nonno seinen Spaß haben.

Femke Soetenga spielt die Rolle der Laura Castelli. Laura ist die Angebetete von Nonno und eine Lehrerin. Sie verleiht der recht kleinen Rolle eine gewisse Stärke. Durch ihre Bühnenpräsenz zieht sie direkt einige Blicke auf sich. Auch stimmlich kann sie wieder einmal überzeugen besonders mit ihrem Solo „Tricks und Lügen“.

Ginas Vater, Filotti, wird von Kevin Tarte gespielt. Der Vater von Mariolino, Brusco, und somit sein Gegenpart wird von Jörg Neubauer verkörpert. Auch wenn die Beiden eine komplett verschiedene Weltanschauung haben, sind sie sich zunächst sehr einig darin, dass eine Beziehung ihrer Kinder nicht in Frage kommt. Dies bringen die Beiden sehr gut in dem Lied „Mauern“ zum Ausdruck, welches durch Kevin Tarte und Jörg Neubauer grandios performt wird.

Florian Albers übernimmt die Rolle des Jesus und als Begleiter der „alten“ Gina. Als Jesus wird er natürlich von den anderen nicht gesehen nur Don Camillo kann ihn hören. Er allerdings kann alles sehen und hören. Durch das Auftreten in komplett schwarzer Kleidung fällt er aus dem restlichen Kostümbild raus und es gibt Jesus etwas Modernes. Durch Florian Albers schlichtem, aber präzisem Spiel bekommen die Dialoge zwischen Jesus und Don Camillo eine humorvolle Note.

Alle Cast Mitglieder inklusive dem Chor glänzen hier auf ganzer Linie. Das Stück lebt schließlich von großen Ensemblenummern.

Das Kostümbild von Karin Alberti und das Bühnenbild von Jens Janke passen hervorragend zu dem Stück. So haben die Beiden dem Dorf Boscaccio Charakter und Leben verliehen.

Das Musical „Don Camillo und Peppone” in Tecklenburg ist sehr zu empfehlen. Zwar dauert das Stück fast drei Stunden. Doch diese vergehen durch die eingängige Musik mit all den vielfältigen Choreografien sehr schnell. Es gibt sehr viel auf der großen Bühne zu sehen, sodass man für sich immer mal wieder einen Fokus ausmachen muss. Jeder im Publikum hat etwas zu lachen, aber es wird auch immer wieder recht emotional. „Don Camillo & Peppone“ vereint beide Seiten. Schließlich stellt das Stück in überspitzerweise einen Alltag in einem italienischen Dorf in 1947 da. Trotz all der Streitigkeiten, die das Dorf zu überwinden hat, finden am Ende alle zu einander und so kommt es zu einem sehr berührenden Schlussbild, welches einem Gänsehaut verschaffen kann.

 

Stay Wicked

Eure Pia

Fotos: Holger Bulk