Premiere: „Der Ring“ in Ludwigs Festspielhaus Füssen (05.10.2018)

„Der Ring der Nibelungen“ verbindet jeder Musiktheaterliebhaber direkt mit der berühmten Wagner Oper. Doch Frank Nimsgern wollte eine Version der Handlung schaffen, die selbst seine kleine Tochter verstehen kann. So wurde die Handlung aufs wesentliche reduziert und statt klassischer Musik, bekommt der Zuschauer Rock zuhören.

Trotz der Kürzungen und Änderungen bleiben natürlich auch in der Musical-Version die Hauptpersonen: Wotan, Albrich, Siegfried, Brunhilde und die Rheinamazoninnen bestehen. Auch in der Musik von Frank Nimsgern schlummert Wagner, so verstecken sich 13 Leitmotive aus der Oper in dem Stück.

 

Die Götter geben den Menschen den Ring, um sie zu prüfen und pflanzen damit die Habgier in ihre Herzen. Angesichts der Kriege, die aus Neid und Hass entstehen, entziehen die Götter den Menschen wieder den Ring und versenken ihn im Rhein. 1.000 Jahre lang wird er dort von den Rheinamazoninnen bewacht. Bis ein Zwerg namens Albrich diesen und das gesamte Rheingold klaut. Durch die neu gewonnene Macht baut Albrich seine Schreckensherrschaft in Nibelheim auf. Jedoch benötigt Wotan der Göttervater den Ring, um die Riesen auszuzahlen, die seinen Alterssitz Walhall fertigstellten. So begibt er sich herunter auf den Planeten und holt sich den Ring zurück. Doch Albrich will den Ring zurück erlangen und erschafft in seiner Geisterschmiede einen Edelmenschen aus Stahl und Eisen: Siegfried. Ihm gelang es den Ring zu erbeuten, doch auch er verfällt dem Zauber. Er rettet die verstoßene Göttertochter Brunhilde, entmachtet Wotan und steigt so zum Alleinherrscher der Menschheit auf. Nun steht er vor einer maßgebenden Entscheidung: Wird er nun selbst zum Diktator oder siegt doch die Macht der Liebe?

Chris Murray als den Zwerg „Alberich“ erleben zu dürfen ist ein wahrer Genuss für Augen und Ohren. Er verleiht der Rolle die nötige Portion Verrücktheit und gewinnt so auch den ein oder anderen Lacher, in dem sonst doch recht ernsten Stück. Auch mit seiner kraftvollen Stimme konnte er wieder völlig überzeugen. Ein besonderes Highlight des Abends von ihm ist „Macht“ und „Steig hinab kleiner Mann“.

Der Göttervater „Wotan“ wird von Jan Ammann gespielt. Die arrogante, unnahbare und auch die zerbrechlich, menschliche Seite spielt Jan Ammann überzeugend. Diese beiden Facetten lassen sich ebenso in seinem Gesang wieder finden. Ein sehr ergreifendes Duett ist „Lass uns Erinnerung sein“ mit Anke Fiedler.

Anke Fiedler verkörpert „Brunhilde“. Sie überrascht mit der Power, die in ihrer Stimme steckt und lässt besonders durch ihre Mimik den Zuschauer in ihre Gefühlswelt einzutauchen.

Die Rolle „Siegfried“ übernimmt Christopher Brose. Er sprüht auf der Bühne voller Energie, sodass man sofort in seinen Bann gezogen wird. Ein wahres musikalisches Highlight von ihm ist „Brenn mir den Tag“.

Die drei Rheinamazoninnen Kathy Savannah Krause, Kristin Backes und Stefanie Gröning, konnten mich allerdings nicht so überzeugen, denn leider war der Gesang oft sehr dünn. Dennoch möchte ich an dieser Stelle Kristin Backes erwähnen, welche gerade erst in der Ausbildung steckt und dafür einen super Leistung hingelegt hat.

Mein großer Respekt gilt den Tänzerinnen und Tänzern. Die komplexen und vielen Choreografien von Marvin A. Smith wurden in Perfektion ausgeführt. Doch leider lenken diese auch oftmals vom wirklichen Bühnengeschehen ab, statt dieses zu untermalen.

Das sehr aufwendige Bühnenbild ist beeindruckend und grenzt die verschiedenen Spielorte klar ab. Natürlich kommt bei diesem Stück auch der in der Bühne eingebaute Pool zum Einsatz, was die Darstellung des Rheins sehr deutlich macht.

Die Band unter der Leitung von Frank Nimsgern bringt das Festspielhaus zum Rocken. Doch leider sind sie dabei immer mal wieder viel zu laut für die Sänger. Es ist immer sehr schade, wenn man als Zuschauer nur mit Mühe verstehen kann, was dort eigentlich gesungen wird.

Dennoch ist das Stück definitiv eine Empfehlung von der aufwendigen Lichtershow, dem Bühnenbild, den Tänzer*innen und natürlich dem kompletten Cast wird man komplett aus dem Alltag entzogen und taucht ein in den wohl bekanntesten Göttermythos der Theatergeschichte.

 

Stay Wicked

Eure Pia

Die Rechte der Fotos liegen bei Ludwigs Festspielhaus und der Fotograf ist Michael Böhmländer.